Yamba nach Port Macquarie – Oder die Geschichte von dem Auto was einmal ein Geländewagen werden wollte

07.03.2010

Irgenwie war heute alles komisch. Nein, nicht das Wetter. Daran haben wir uns inzwischen gewöhnt (Regen, Wolken, nur selten Sonne). Nein, heute wollte unser Auto zeigen, dass es ein Geländewagen ist. Aber dazu später mehr.

Der Tag begann eigentlich so wie er sonst aufhört – im Internet :D. Wir bezogen ja gestern abend das Zimmer wo schon zwei Mädels einquartiert waren. Die Frage „where are you from“ wurde von der ersten mit „Germany“ beantwortet und damit hatten wir jemanden, dem wir unsere Geschichten erzählen konnten. Sie hatte aber auch sehr viel zu erzählen! Schon toll wenn man mal in einem Mehrbettzimmer schläft. Die andere „Mitbewohnerin“ – eine Kanadierin – kam erst nach um 11 „heim“ und da wurde schon nicht mehr viel erzählt. Nunja, nachdem das Internet hier in der Jugendherberge doch wieder etwas teuer ist, hatte ich nur abends mal kurz reingeschaut. Jedoch im Zimmer haben wir ein offenes WLAN 😉 Damit konnte ich die letzten beiden Tage im Blog noch online stellen! Das dauerte dann aber auch bis fast um 1 morgens. Fein, das Blog ist mal tagesaktuell.

Am nächsten Morgen – sprich heute – bin ich dann kurz nach 8 aus der Jugendherberge verschwunden und habe einen kleinen Spaziergang in der Stadt und am Strand gemacht. Die Sonne schien, die Surfer waren unterwegs und viele viele sportliche und schlanke Australier die vom Joggen kamen, mit dem Surfbrett unterwegs zum Strand waren oder joggend an mir vorbeiliefen.

Gegen halb 10 – die Wolken kamen so langsam auf und ich hatte auch ein paar Lokale ausfindig gemacht, welche lecker Frühstück anbieten – ging es zurück in die Herberge. Morgenwäsche, zusammenpacken, Auschecken und an der Rezeption noch die nächste Nacht in der YHA in Port Macquarie buchen – unsere letzten Tätigkeiten in dieser sehr neuen und sauberen Unterkunft. Achso, hier gibt’s auch einen „Jugendherbergshund“ – einen kleinen alten Pudel. Es liegt überall Spielzeug für ihn rum und man stolpert auch gern mal über ihn wenn er schwanzwedelnd vor einem liegt und gestreichelt werden will (Antje: ich hatte das Vergnügen mit ihm ein bissi spielen zu dürfen *freu*).
Zum Glück ist Wochenende und wir können mir dem Auto weiter vor der Jugendherberge parken. In den Städten ist das Parken recht streng reglementiert – über Schilder wird dem Autofahrer gesagt wie lange er in welchem Bereich parken darf und auch an welchen Tagen. Übrigens, unser erstes und bisher einziges Parkticket mussten wir am 04.03. kaufen – 2$ = 2h).

Also, nächster Schritt führt uns zum Frühstück. Leider haben viele potentielle Cafes heute geschlossen… das schränkte unsere Auswahl doch ein. Aber wir bekamen etwas leckeres zu essen 🙂 Genau wie unser Auto, nachdem wir nämlich mit dem Frühstück fertig waren, gab es noch einen vollen Tank für unser Transportmittel.

Da es nun regnete und somit Antjes Strandwunsch leider nicht erfüllt werden konnte, fuhren wir einfach los. Die Route führte uns wieder an dem Flußdelta bei Yamba vorbei zurück zum Highway 1 um dann weiter Richtung Südwesten an dem Waterfall Way vorbei nach Port Macquarie zu fahren. Die ersten Kilometer war nicht sonderlich spektakulär. Außer vielleicht, dass wir direkt an einem sehr großen Fluss entlang fuhren welcher sich rechts von uns ausbreitete. Links von uns grasten viele Rinder auf satten grünen Wiesen und machten einen etwas unglücklichen Eindruck des Regens wegen.Interessant war, dass hier überall sehr große und alte Bäume standen – entweder direkt am Wasser oder aber halt auf den Wiesen.

Unser nächster Stop führte uns doch mal wieder zu McDonalds. Toiletten sind nicht immer einfach zu finden und so nehmen wir den „einfachen“ Weg. Denn dort gibt’s es auch freies Internet 😉 Aber nicht nur das fiel mir auf. Die Menschen die wir hier sehen (Sonntag, gegen 11:30 Uhr) sind zu 80% übergewichtig und haben ein geschätzes Durchschnittsalter von >40. Auf dem Parkplatz parkte eine kleine Oma ihren Cadillac sehr umständlich ein um dann freudestrahlend die Treppen zum Fastfoodtempel zu erklimmen und sich ein Menü zu bestellen. Ich kenne das in Deutschland etwas anders 😉 Außerdem ist es ein krasser Kontrast zu den Menschen heute morgen in Yamba!

Unseren weiteren Weg mussten wir jetzt im Internet herausfinden. Wir haben keine detailierte Karte von Australien und wissen nur welche Route wir nehmen wollen – jedoch müssen wir unserem Navigationshelfer (naja, Helfer oder Selbstmörder… dazu später dann mehr) eine Stadt eingeben. Gut, gesagt, getan, losgefahren. Die folgenden Kilometer ging es über eine Nebenstrasse. Das hört sich im ersten Moment etwas nachteilig an, ist es aber nicht. An jeden der gern Auto fährt und dem Kurven Spass machen: FAHRT DIESE STRECKE (Yamba-Grafton-Nymboida-Dorrigo)! Traumhaft: die Strasse, die Kurvenkombinationen, die „Steilkurven“, die Landschaft, die Aussicht, die Steigungen, die Gefälle und fast kein Verkehr… einfach alles (mal abgesehen von Beifahrern die die Kurven nicht mögen 😀 ) toll! (Anmerkung Antje: ich liebe kurvige Straßen jedoch nicht unbedingt als Beifahrer…ist Phantombremsen eigentlich ein allgemeines Problem oder habe nur ich das?)
Die Gegend hier ist ein kleines Gebirge – wir hatten eine maximale Höhe über normal Null von ca 700 Metern unterwegs. Leichter und starker Regen wechselten sich mit Sonnenschein ab. Wir hätten nicht damit gerechnet so früh am Tag so eine beeindruckende Gegend zu sehen.
Dafür war sehr viel Verkehr auf dem Waterfall Way. Dann auch keine richtige Möglichkeit an den interessant aussehenden Punkten anhalten zu können… irgendwie schade. Als wir dann am Dorrigo National Park (World Heritage Area) standen, war wieder alles blöd: es regnete in Strömen. Also nur kurz ein Foto machen und weiter gings entlag der Route mit den kleinen und den großen Wasserfällen die wir nicht gesehen haben (Zeit und Routenplan machten es unmöglich).

Nun fing aber unser Abenteuer an. Wir wissen nicht wer oder was es war. Vielleicht hat unser Navi gedacht… mensch, das ist doch ein Geländewagen oder es wollte sich (und damit auch uns) umbringen? Wir wissen es nicht. Es hat uns ja schon öfters mal zu Stellen geführt die wir nicht sehen wollten und auch schon das ein oder andere Mal das gleiche Ziel an unterschiedlichen Punkten vermutet. Mein Navi in Deutschland läuft auch mit der Navigon Software und mir ist so etwas noch nie passiert. Wir werden es nicht erfahren was es nun war. Unser portables Gerät jedenfalls hat die Aufgabe uns manchmal über die schönste Route zum Ziel zu führen (der Weg ist das Ziel 😉 ). Dass dabei auch manchmal sehr schlechte Strassen bei sind störte uns bisher nicht. Heute jedoch ging es über einen dirt road (unbefestigte Strasse,Schotterpiste). Der Strassenbelag verschwand plötzlich und nur noch feiner und grober Schotter schauten uns an. Das Navi sagte ganz unbeeindruckt „der Strasse weitere 4,7 Km folgen. Wir erinnerten uns an ein Schild und rechneten nach: in 7 Km wird die Strasse komplett gesperrt! Na gut, dann fahren wir halt mal ein paar Kilometer Schotterweg. Die Strasse wurde enger (2,5m), die Abhänge steiler, die Auswaschungen an der Strasse tiefer (20cm tiefe Rinnen) und das Ziel rückte in immer weitere Entfernung. Nur noch 3 Km, noch 2 Km, fast geschafft 1 Km noch… Als das Navi dann unverfroren sagte: „bitte biegen sie jetzt rechts ab“ war es aus (Antje: die „Straße“, welche wir rechts abbiegen sollten war übrigens ein Wanderweg…und nein, ich habe dem Navi nicht gesagt, dass wir Fußgänger sind!!!!!). Unser Ziel rückte in eine unerreichbare Ferne. Situationsbeschreibung: links ein sehr steiler Berghang welcher stellenweise durch Stein- und Erdrutsche die Strasse schon beschädigt hat und rechts ein Abhang welcher sehr steil nach unten führte. Keinerlei Absperrungen, die Strasse war nur noch in Schrittgeschwindigkeit zu befahren und auch nur noch 2m breit. UND HIER SOLLTEN WIR JETZT EINFACH MAL RECHTS ABBIEGEN? Nein danke. Vielleicht gibt es ja versteckt einen Wanderweg? Wir haben auch schon von Menschen gehört, die ihr Auto im Wasser versenkt haben weil sie auf ihr Navi gehört hatten. Wir nutzten unseren Verstand und bogen nicht rechts ab. Wenden? Wie witzig! Also weiter gings. Die Strasse wurde nicht besser und wie inzwischen auch erwartet kam dann in weniger gefährlichem Gebiet dann auch die endgültige Sperrung der Strasse. Hier war es aber schon wieder sehr wohnlich: große Wiesen und das ein oder andere Haus. Wir überlegten kurz und entschlossen uns umzudrehen und nicht die „Strasse“ zu nehmen, die das Navi jetzt vorschlug. Die sah jetzt sehr schlammig aus und führte uns wahrscheinlich noch weiter von befestigten Strassen weg. Also wenden und … jetzt kamen auch noch zwei große Hunde laut bellend auf uns zu … weg von hier 🙂 Soweit ich gelesen habe, deckt keine Versicherung Schäden ab, die abseits befestigter Strassen entstehen (Antje: und ich wüsste auch nicht, wie wir dem Autovermieter erklären sollten, dass Hunde unsere Reifen zerbissen haben). Hoffen wir mal, dass das eine Falschinformation ist oder halt einfach nichts passiert 😉

Die Räder haben den sehr groben Schotter, die tiefen Rinnen und die Sechskantköpfe der Schrauben der Holzbrücken scheinbar schadlos überstanden. Das Auto an sich auch, nur das Navi hat jetzt seine Glaubwürdigkeit eingebüßt!

Zurück auf einer „normalen“ Strasse konnten wir dann versuchen das Navi neu auf unser Ziel einzustellen. Nach zwei weiteren „links abbiegen“ oder „rechts abbiegen“- Versuchen wo es auch wieder auf Schotterpisten ging, hatte es dann endlich einen Weg gefunden der für unser Auto und unsere Nerven brauchbar war.

Hier ging es dann weiter auf der 78 in Richtung Port Macquarie. Recht nette Strasse, vor allem führte diese an einem sehr groüen Fluß entlang, welcher in einem regelrechtes Delta bei Port Macquarie in den Pazifik floss. Die Stadt selber war… naja, eine kleine nette Stadt mit einem Hafen und – das ist selten in kleinen Städten in Australien – Lokalen die noch nach 6 Uhr abends geöffnet haben. Stopp, wichtig ist noch, dass das die dritte Stadt ist, die in Australien gegründet wurde! Dementsprechend gibt es auch viel mehr alte Gebäude als in anderen Städten hier.

Die Jugendherberge hier war im Stil der einstöckigen Wohnhäuser gehalten: Stil Holzplatte zusammengenagelt. Aber wieder sehr nette und hilfbereite Menschen die hier untergekommen sind oder hier arbeiten. Antje hat auch wieder etwas gutes für die Menschheit getan: eine böse potenziell giftige Spinne getötet (die Arme hatte sich grad eine Fliege als Abendessen zubereitet und wollte grad anfangen). Antje hatte sie erspäht, mit einem Schrei den Kampf eröffnet und dann durch einen sehr großen spezifischen Druck – Schuh auf Spinne – die  Spinne hoffentlich auf ein neues Level (oder höhere Stufe) befördert – wer jetzt „mieses Charma“ gelesen hat, weiss was ich meine ;)) (Antje: da habe ich wohl an Karma eingebüßt und werde als Amöbe wiedergeboren!)

Das Abendessen nahmen wir beim Thailänder ein. Viele Lokale hatten schon zu (Sonntag abends gegen 19 Uhr) und die die noch offen hatten sagten uns entweder vom Essen und/oder von den Preisen her nicht so zu. Der Thailänder hingegen stand für gute Preise, sehr gutes Essen und eine Bedienung die diesen Namen nicht verdient hat.

Das war mal wieder ein Tag! Hoffentlich ist morgen früh das Wetter gut damit wir an den Strand können. Aber stop, ich hatte Antje doch versprochen, dass wir in Australien mal Sterne gucken. Hmmm, heute passte das irgendwie. Also konnte ich mich nicht wieder rausreden und wir fuhren 15 Kilometer aus der Stadt raus in die Nähe eines Naturschutzgebietes. Dort angekommen bemerkten wir diese kleinen fiesen Biester die immer nur das eine wollen: unser Blut. Tja, aber Antje hatte damit gerechnet und wir nebelten das Auto mit Insektenspray ein und setzten uns auf die Tür (Fenster runter, Füße im Auto, Oberkörper aus dem Auto raus). So gerüstet spähten wir in den Nachthimmel, bewunderten die Milchstrasse, sahen das Kreuz des Südens und tausende andere Sterne die wie selbstverständlich da oben am Himmel zu sehen sind. Wow, das war beeindruckend. Immerhin ist es schwer die Milchstrasse überhaupt erstmal sehen zu können – light pollution in der industrialisierten Welt! (Antje: ich hab mal irgendwo gelesen, dass ca. 60% der Deutschen noch nie in ihrem Leben die Milchstraße gesehen haben…Skandal diese Lichtverschmutzung in Deutschland! Ich musste erst nach Südafrika und nun nach Australien reisen, um diese beeindruckende Erfahrung machen zu dürfen – von Besuchen in der Sternwarte mal abgesehen)
Mit diesen Eindrücken ging es zurück ins Hostel und dann ins Bettchen 😀 Gute Nacht!

Strandhäuser in Yambo

normales Haus in Yambo (KEIN Strandhaus)

der Morgen am Strand von Yambo

wieder das Wetter

wohnt hier jemand?

Natur heute, die erste

Natur heute, die zweite

4 links, 2 rechts, warum gibts hier keine Rally

Holzbrücke, die erste

Holzbrücke, die zweite

ein Hoch auf unser Navi, Nr.1

ein Hoch auf unser Navi, Nr.2 (Strasse gesperrt!)

kleiner Wasserfall

Comments are closed.