Iquitos (4/5) – Ein Leben im Dschungel – Geht das?

13.12.2010

Unsere Gruppe löste sich langsam auf. Die Kolumbianerinnen reisten schon gestern ab und die Argentinier würden sich heute Mittag verabschieden. Nur wir blieben …

dank des 5-Tageprogramms noch länger.

So kam es, dass wir wieder mit Cesar allein auf Tour gehen konnten. Er ist ein selbstbewusster, witziger Mann in Martins Alter. Durch Menschen wie ihn oder Felix konnten wir einen Einblick in die peruanische Lebensart gewinnen, z.B. das frühe kinderkriegen mit unter 20 Jahren oder das Schulsystem. Obwohl oder gerade weil er in einem Dschungeldorf aufgewachsen ist, hatte er erst an der Hochschule lernen müssen, was dahinter steckt einen Affen oder Tapire zu töten. Das ist hier leider der Normalfall, nur dass die wenigsten überhaupt an die Hochschule gehen und zu dieser Erkenntnis kommen können. Für die übrigen versucht Cesar inzwischen Vermittler zu sein.

Wir fuhren also mit dem Boot aus, um Piranihas zu angeln. Unser Köder (ein Steak von der Sonne „gut durch“ gegart) roch kilometerweit gegen den Wind. Ein Wunder, dass die Geier nicht über uns kreisten… Irgendwie wurden wir beim Angeln selbst zu Tierschützern. Jedesmal warfen wir die gut bestückte Angel ins Wasser, spürten die Fische nagen, doch beim Hinausziehen hatten wir nur den blankes Metall an der Angelsehne. So dauerte es nicht lange, bis das ganze Steak verfüttert war. Unser kleiner Erfolg waren drei zu junge Fischchen, wobei hier Martin wieder aus dem Kreis der Tierschützer auszuschließen ist. Er hatte seinen Fisch auf eine ganz miese Art und Weise an den Haken gekriegt: durchs Auge! Der arme Fisch muss sich wahrscheinlich zur falschen Zeit am falschen Ort über dem Haken befunden haben.

Auf dem Rückweg hielten wir nach Amazonasdelfinen und grauen Delfinen Ausschau. Endlich konnten wir diese prächtigen Tiere in freier Natur beobachten. Zwar zeigten sie sich eher selten aber darauf hatte sich Geli schon die letzten Tage gefreut.

Den Nachmittag hatten wir fast verschlafen. Martin schlummerte friedlich an unserem Lieblingsplatz – der Hängematte – und Geli war ins Blogschreiben vertieft. Mit vierzig Minuten Verspätung, also pünktlich peruanisch starteten wir mit unserem nun privaten Guide Cesar zu einer Wanderung durch den Wald. Wieder durchquerten wir dabei ein Dorf und lernten mehr über das Leben hier kennen. Ein Kind hielt ein Faultierjunges auf dem Arm. Wahrscheinlich haben Menschen die Mutter getötet, um das Tierbaby zu stehlen, Cesar schüttelte verständnislos den Kopf. Auf dem Rückweg liefen wir entlang der Bananenplantagen und Yuccafelder, die es in wenigen Wochen nicht mehr geben wird. Dann ist hier alles überflutet und der Amazonas begräbt eine unvorstellbare Landmasse unter sich. Die Lodge wird dann nur noch per Kanu zu erreichen sein und die Tiere flüchten sich in die Baumkronen. Einige Monate später, wenn der Flusspegel wieder sinkt, wird eine neu gestaltete Landschaft zum Vorschein kommen. Das Flussbett wird ein anderes sein und die Felder werden von neuem bearbeitet. Eine eigenartige Vorstellung.

Es war unser letzter Abend im Amazonasregenwald und wir sollten laut Guide noch Kaimane sehen. Nach dem Abendessen liefen wir zum Kanu. Es war ein herrliches Konzert: Fledermäuse dirigierten über unseren Köpfen… die quakenden Trommler und Bassisten gaben den Rhythmus vor… die zirpenden Streicher begleiteten nach Leibeskräften… der Saal war traumhaft geschmückt mit tausenden Glühwürmchen, die uns den Sternenhimmel auf Erden zauberten… und wir flanierten mit unsere Kanu auf einem edlen Teppich aus samtigen Schwimmpflänzchen… Nur keine Kaimane. Darauf hatten wir ehrlich gesagt auch gar keinen so großen Wert gelegt, schließlich hatten wir diese tolle Erfahrung schon in Puerto Maldonado machen dürfen.

Fischfutter filetieren

großer Erfolg

Blattschneideameisen

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