Von Bogor ins Unbekannte (Martins Tag)

17.02.2010

Auf in den Tag. Um 8 Uhr bestellte ich mir mein Frühstück. Nennen wir es mal so, es waren eigentlich nur ein Tee und zwei Scheiben Toastbrot mit irgendwelcher Marmelade. Das Gepäck konnte ich noch im Gästehaus stehen lassen und los ging es. Mein erstes Ziel soll der Botanische Garten „Kebun Raya“ sein. Dann will ich schauen, dass ich per Bus nach Yogyakarta komme um von dort dann per Flugzeug nach Denpasar zu reisen.

Auf zum ersten Ziel. Bis hierher sollen es ca. 15 Minuten Fußweg sein und es stimmte 🙂 Ich bin durch einen Nebeneingang (um 9.500 RP ärmer) hereingekommen und war ein wenig enttäuscht. Dass es ein Nebeneingang war, erfuhr ich auch erst später, von daher war es verständlich. Nachdem was ich gelesen hatte, hätte ich schon etwas mehr erwartet. Aber Ich hatte mich getäuscht. Nachdem ich den ersten Teil des Parks komplett umrundet hatte, war ich schon verblüfft mit welcher Ausdauer dieser Park gepflegt wurde. Die Dimension und Struktur die Sir Stamford Raffles hier erstellt hat, ist beeindruckend. Wie die Pflanzen sich in den Jahren bis jetzt entwickelt haben sieht man auf einigen Fotos. Es ist vollkommen richtig, wenn man nach Bogor kommt um diesen Park zu sehen. Hier im Park wurde ich auch gleich wieder Opfer einer Studentin. Sie sollte Fotos mit sich und Ausländern/Touristen machen. Klar, da helfe ich doch gerne. Das scheint übrigens sehr verbreitet zu sein, immerhin war das nicht das erste Mal. Auch wurden wir im restlichen Asien schon oft angesprochen ob wir nicht bei einer Befragung mithelfen wollen. Hier wurde es uns nach dem dritten Mal dann zuviel und wir haben nur noch abgewunken.

Hier gibt es aber auch noch ein Orchideenhaus. Dort sind sehr viele verschiedene Pflanzen ausgestellt und man kann sich auch genau anschauen wie diese Gattung eigentlich lebt. Eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und etwas wo man sich „dranhängen“ kann reicht aus. Als ich aus dem „Greenhouse“ wieder herauskam, bemerkte ich ,dass es draußen kühler als im Haus war – sehr unüblich hier.

Weiter ging es ein wenig in die Stadt. Einfach mal so schauen wie das Leben hier so ausschaut. Punkt 1: die Orientierung über die Sonne ist hier nicht möglich. So nah am Äquator erkennt man gegen Mittag nicht wo Süden ist. Punkt 2: die Unterschiede in der Stadt sind unglaublich. Vom Park angefangen, der vor über hundert Jahren angelegt wurde bis hin zu den Slums wo die Menschen sich im schlammigen Fluss baden und dabei noch im Wasser nach irgendwelchen Sachen suchen. Irgendwie habe ich es dann doch noch zur Unterkunft geschafft ohne total vom Regen durchnässt zu werden, welcher wie gestern gegen 15 Uhr mit einer unglaublichen Intensität  losging. Später kam dann auch der Donner und die Blitze dazu. Wie war das doch gleich „kota hujan“ – „Stadt des Regens“. Im Gästehaus fragte ich noch mal nach, ob der Weg nach Yagyakarta  auch so klappt wie heute morgen von der netten Dame hier beschrieben: Einfach am Busterminal einen Bus nach Bandung nehmen und von dort mit dem Zug weiter. Na dann glaube ich ihr mal und versuch das so ohne selber zu wissen ob das auch ansatzweise klappt. Also mit dem Bemo (Minibus) (und 2.000Rp ärmer) zum Busterminal. Dort rumgefragt wo die Busse nach Bandung fahren – hier war ich eigentlich schon total nass vom Dauerregen – und mir einen Schirm gemietet. Es laufen viele Jungs rum, die den Reisenden ihren Schirm verleihen (4.000Rp) damit diese trocken zum Bus, zum Auto oder einfach ins Geschäft kommen.

Im Bus angekommen und 40.000Rp ärmer hatte ich dann den Platz ganz vorn in der ersten Reihe. Toll, da werde ich viele Fotos machen können. Der Bus selber war beim Start nur zu 1/3 gefüllt. Also sehr überschaubar. Auch gab es hier keine kleinen Kinder (hallo Antje :-P). Der Regen liess nach einer halben Stunde auch nach und so konnte ich mir die Umgebung anschauen. Landschaftlich sehr schön hier. Wieder tausende Grüntöne der Reisfelder, der Sträucher und Bäume. Auch eine halbe Stunde Schlaf war noch drin. Die Busfahrt selber war wie nicht anders zu erwarten: anders als gewohnt. Gleich am Anfang war klar, dass irgendwas mit dem Scheibenwischer nicht stimmte. Auf der Fahrerseite schaffte der Motor (oder das verstellte Gestänge) nicht mehr den Wischer zurück in die Ausgangsposition zu bewegen. Toll. Berghoch gab es auf den zollpflichtigen Strassen immer eine dritte Spur links, auf welcher sich die LKWs und Busse einzusortieren hatten. Naja, „mein“ Bus hingegen fuhr immer in der Mitte oder sogar rechts. Obwohl er bei Anstiegen dermassen langsam wurde, dass sogar vollbeladene Kleinlaster ihn problemlos links überholten. Auf den Abstiegen hingegen holte er wieder alles raus: Beschleunigen (Tacho ging überhaupt nicht, Drehzahlmesser nur auf dem letzten drittel der Fahrt usw.) bis scheinbar nichts mehr ging und dann in den Leerlauf. Jetzt kommts: der Bus wurde nun noch schneller! Also die Auf- und Abstiege hatten es in sich!

In Bandung angekommen war ich ein wenig unvorbereitet. Die Fahrt in die Stadt war grausam. Verkehrschaos pur, Dämmerung (dauert hier nicht lange) setze ein und ich wusste nicht, ob das mit dem Bus nach Yogyakarta klappt…

Am Terminal angekommen fragten mich 5 verschiedene Männer ob ich ein Taxi brauche. Naja, ich nannte ihnen mein Ziel und stellte fest: wir sprachen nicht dieselbe Sprache. Nach 10 Minuten diskutieren nannte mir ein Fahrer einen Preis (50.000Rp) und los gings. Wohin auch immer 🙂 Zwischendurch fuhr er mit seinem Minibus noch kurz tanken und dann gings weiter im Verkehrschaos. Ziel war der Busbahnhof „Cicaheum“ von wo aus ich hoffentlich weiter komme. Der Bahnhof um einen Zug zu nehmen schien entweder sinnlos oder wurde nicht verstanden. Am Busbahnhof angekommen, half mir der „Taxifahrer“ noch den richtigen Schalter zu finden und dann ging alles gaaaaanz schnell. Ich brauchte nichts mehr sagen. Ich hatte mein Ticket in der Hand, war 75.000RP ärmer und wurde im Eilschritt zum richtigen Bus gebracht. Wow, das klappt ja. Aber auf dem Ticket stand nirgends meine Zielstadt?! Na das wird ja was. Egal, bisher hat auch immer alles geklappt ;-). Wo ich in Yogyakarta aussteigen wollte, konnte ich niemandem sagen weil ich es selber noch nicht wusste. Toll, oder? Weiter im Stoff, der Bus war „nur“ Standard. Das heisst ohne Klimaanlage. Aber das war hier sogar von Vorteil. Denn endlich war es nicht zu kalt im Bus.
Los ging es gegen 19Uhr (7pm). Lt. Lonely Planet müsste die Fahrt ca. 10h dauern. Mist, dann bin ich zu früh am Ziel. Da wird doch sicher noch nichts offen haben. Achso, erstmal schauen, ob ich da ankomme wo ich es geplant hatte 🙂 Die Fahrt selber ging diesmal nicht über die zollpflichtigen Highways. Jetzt ging es übers Land und das war wieder etwas ganz neues! Denn hier sah man immer Lichter von Häusern, Firmen oder Ständen. Als ob man immer in Vorstädten unterwegs ist. Gibt es denn hier nirgends Ruhe? Doch da es dunkel war, schlief ich immer mal eine halbe Stunde und überlegte was ich machen muss, damit ich am 19. nach Denpasar komme 🙂

Viele Kurven, etliche Vollbremsungen, tausende Hupkonzerte und noch mehr Überholvorgänge, einer Ess- und Toilettenpause und mindestens 20 Sitzstilveränderungen später wurde ich plötzlich aufgefordert den Bus zu verlassen und in einen anderen zu steigen. Haeh? Woher wusste der Fahrer(Beifahrer) wo ich hin will? Ich hab denen doch nichtmal mein Ticket zeigen müssen?! Na, wieder mal mein heutiges Motto „vertrau denen einfach mal, die werden schon wissen was Sache ist“ aufgesagt und den Bus gewechsel. Jetzt saß ich in einem klimatisierten Bus recht weit hinten und war noch mehr gespannt, wo die mich heute rauslassen. Wobei der Buswechsel um 2 Uhr morgens war und damit eigentlich schon in den 18. mit reingehört. Macht nichts. Ich schreib nur noch etwas was mir heute aufgefallen ist und dann ist der Tag im Blog auch zu Ende.

Bei diesen Busfahrten durch die Städte und Dörfer komme ich immer mehr zu der Ansicht, dass es sehr vielen Menschen hier aus unserer Sicht schlecht geht. Sie wohnen in Häusern und arbeiten auch dort. In Richtung Strasse  ist das Geschäft, das Restaurant oder die Werkstatt und hinter einer abgetrennten Wand sind die Wohnräume. Teilweise schlafen die Menschen auch in dem Arbeitsraum. Da werden die Tische und Stühle des Restaurants als Bett genutzt. Die Toiletten die man im Restaurant nutzen kann, sind gleichzeitig die Toiletten- und Waschräume der Menschen dort. Oftmals gibt es auch eine zweite Etage, welche dann als Wohnbereich genutzt zu werden scheint. Ich will hier nichts verallgemeinern: auch viele Villen und freistehende gutgebaute Häuser gibt es hier aber das Motto „Leben um zu arbeiten“ scheint sich zu bewahrheiten. Auch Beth sagte mir, dass in Indonesien gearbeitet wird um Leben zu können. In Deutschland sorgt der Staat in den meisten Fällen dafür, dass gelebt werden kann. Nur dass hier in Indonesien viele Menschen keine Wohnung haben und ausschliesslich für ihr Essen arbeiten. Dafür ist hier das Dienstleistungsverhalten gänzlich anders. Wer keine eigene Wohnung hat, isst auf der Strasse bei den vielen Ständen. Dort ist das Essen auch deutlich günstiger als wenn man es sich selber zubereiten würde. Die Betreiber der Stände schlafen auch auf der Strasse. Gewaschen wird sich irgendwo wo Wasser ist. Niemand geht hier zu Fuß denn die Becak (Rikschas) sind sehr billig.  Man sieht fast keine Bettler und wenn sind das meist alte Männer und Frauen. Irgendwie sucht sich hier jeder was, womit er Geld verdienen kann – egal wieviel, es muss für das Essen reichen.

HAUPTVERKEHRSSTRASSE

FUSSWEG 1

FUSSWEG 2

ALLEE_DURCH_DEN_PARK

BOTANISCHER GARTEN BOGOR 1

BOTANISCHER GARTEN BOGOR 2

BOTANISCHER GARTEN BOGOR 3

BOTANISCHER GARTEN BOGOR ORCHIDEENHAUS 1

BOTANISCHER GARTEN BOGOR ORCHIDEENHAUS 2

ABSEITS DER WEGE

LEIDER NICHT SELTEN

BUSTERMINAL BEI REGEN

2 Responses to “Von Bogor ins Unbekannte (Martins Tag)”

  1. sk sagt:

    abseits der Wege /leider nicht selten
    Jeder andere Kulturkreis hat für Mitteleuropäer oft total unverständiche
    innere Gesetze. Dieser Blog ist sicher nicht der richtige Ort darüber zu befinden. Das sollte uns auch nicht zustehen.
    Eine positive soziale Grundeinstellung ist den Berichten mit Text und
    Bildern dem Verfasser zu unterstellen !!!

  2. memue sagt:

    @sk dem schließe ich mich an…